Tourismus – Tipps zum Umgang mit unseren Gästen

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Kürzlich hat die britische Tourismusbehörde „Visit Britain“ einen ernst gemeinten, aber durchaus amüsanten Leitfaden zum Umgang mit ausländischen Gästen für ihre touristischen MitarbeiterInnen herausgegeben. Von unserem ORF wurde dieser Leitfaden recht ausführlich zusammengefasst, jedoch hauptsächlich um die britische Einschätzung von Touristen aus Österreich zu persiflieren (ORF.at, 12.1.2014).

Nun, nachdem wir ja im Tourismus Marketing aktiv sind, dachte ich mir, ich fasse einfach mal die Essenz des Leitfadens und der ORF Interpretation, aufgeschlüsselt nach Länder-Zielgruppen zusammen. Somit können unsere touristischen Betriebe ihren Umgang mit den Gästen aus Sicht dieses Leitfadens überdenken. Ob jemand den Leitfaden ernst nimmt, oder eher darüber schmunzelt, möchte ich dabei offen lassen.

Unsere Gäste aus Deutschland

Laut Leitfaden gilt für diese – für uns nicht ganz zu unterschätzende Zielgruppe – dass sie wohl höflich, jedoch durchwegs auch fordernd und sehr direkt sind. Gar nicht zu empfehlen ist, bei Unzufriedenheit hier auf Konfrontation zu setzen. Der Tipp dazu, Lösungen finden und höflich eine Eskalation der Unzufriedenheit vermeiden.

Unsere Gäste aus China

Hallstatt aufgepasst – für unsere Besucher aus China sollten eher harte Matratzen verwendet werden. Außerdem sollte tunlichst vermieden werden, über Geld zu sprechen. Allzu urige, wohl authentische, traditionelle Unterkünfte könnten Ängste vor Geistern (dabei sind nicht Spirituosen gemeint) auslösen. Schlafstätten in Himmelbetten kommen vor allem für Gäste aus Hongkong gar nicht in Frage.

Unsere Gäste aus Russland

Nach der britischen Fibel mögen Gäste aus Russland hohe Räume und große Türen. Ein Hauch monarchischer Romantik, Erinnerungen an längst vergangene Zeiten oder einfach nur etwas Gigantomanie? Wer weiß, groß solls jedenfalls sein.

Unsere Gäste aus Italien

Reinlichkeit ist Trumpf, also aufgepasst, dass die Pflege der Unterkunft strengsten Sauberkeitskriterien genügt. Wer Solino gesehen hat, weiß auch, dass ein Bidet möglicherweise gut ankommt.

Unsere Gäste aus Frankreich

Alte Regel – Bhutan Reisende kennen sie vermutlich: Direkten Augenkontakt vermeiden – nicht direkt anlächeln. Diese Verhaltensmuster können angewandt werden, wenn man sich schon etwas besser kennt.

Unsere Gäste aus den Niederlanden

Reinlichkeit bitte wie bei den Gästen aus Italien beachten (Bidet vielleicht nicht so wichtig) und auf keinen Fall mit Belgiern verwechseln. Das mögen sie gar nicht. Auch sollte bei Gästen aus den Niederlanden vorsichtig auf Beschwerden reagiert werden, denn ihnen wir eine gewisse Beharrlichkeit nachgesagt.

Unsere Gäste aus Indien

Das gilt vermutlich für viele Gäste aus asiatischen Ländern: Nicht ihren Akzent belächeln. Als Österreicher müssten wir uns ja bewusst sein, dass wer im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen soll.

Unsere Gäste aus der Schweiz

Achtung – Perfektionisten-Alarm, als UnterkunftgeberIn versuchen Sie Ihr Bestes, das schweizer Uhrwerk in Puncto Sauberkeit und Service für Ihr Haus nachzubilden. Reinlichkeit ist Trumpf und – so die Visit Britain Tipps – Gäste aus der Schweiz neigen zum Hedonismus. Versuchen Sie, ihre Wünsche von ihren Lippen abzulesen und Sie sind am richtigen Weg.

Unsere Gäste aus Kanada

Liebe TourismusmitarbeiterInnen, selbst wenn Sie in Geographie perfekt abgeschlossen haben und genau wissen, dass Kanada am amerikanischen Kontinent angesiedelt ist, Aber Kanada ist nicht USA und Kanadier möchten nicht als Amerikaner bezeichnet werden.

Unsere Gäste aus Japan

Japan, das Land der Rituale. Vermutlich können wir als ÖsterreicherInnen hier eigentlich nur alles falsch machen. Vielleicht lohnt es sich, wenn sich Unterkunftgeber vor dem Eintreffen japanischer Urlauber meditativ darauf einstellen, so wenig wie möglich ins Fettnäpfchen zu treten. Es wird sich ohnehin nicht ganz vermeiden lassen. Wünsche möglichst von den Lippen ablesen (siehe die wertvollen Schweiz-Tipps) und niemals, wirklich niemals „Nein“ sagen. Lassen sie sich rechtzeitig Alternativen dazu einfallen.

Tja – zuletzt nun unsere Gäste aus Österreich

Laut Studie bereiten sie sich bestens auf ihren Urlaub vor. Penibel und detailliert wird jede Kleinigkeit geprüft, studiert und verglichen, ehe man oder frau sich an die Buchung macht. Diese urlaubstechnische Bildungssucht macht auch vor der Unterkunft nicht halt. Also für unsere lieben Landsleute empfiehlt es sich, ein kleines Handbuch bereit zu halten. Details darüber, welcher Skilift der bessere wäre, welche Hütte denn für den Ausflug gewählt werden sollte, welche Abendveranstaltung wohl nach langer Abwägung nun auserkoren werden sollte – Details darüber sollten alle Tourismus MitarbeiterInnen parat haben, dann machen Sie unsere eigenen Leute sicher glücklich. Und, ach ja, ÖsterreicherInnen mögen kaum je Gekochtes zum Frühstück, aber das werden sie in Österreich vermutlich ohnehin nicht finden.

Liebe LeserInnen – ich weiß, es ist fürchterlich stereotyp, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, mir mit diesen Zeilen die finalen Sonntagnachmittagsstunden zu versüßen 😉

Referenzen dazu:

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